My Teaching

Note: The following text is in German. It was part of a self-reflexion exercise in a course about teaching at universities. I am only showing the first two topics of the self-reflexion exercise, as the other two focus strongly on the course itself and less on my role or tasks.

Belegte Kurse

Note: AE = Arbeitseinheiten

Modul I (mind. 60 AE, de facto: 60 AE)

Fit für die Lehre I

Fit für die Lehre II

Praxisberatung (12 AE)

Lehrhospitation (12 AE)

Dokumentation (4 AE)

Modul II (mind. 60 AE, de facto: 132 AE)

Themenbereich I: Lehren und Lernen unter veränderten Rahmenbedingungen

Wege aus dem Elfenbeinturm - Lernen in gemeinwohlorientierten Projekten (8 AE)

Plagiate Kurzstrecke (6 AE)

Wissenschaftliches Schreiben in der Lehre der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche (16 AE)

Themenbereich II: Alternative Lehr- und Lernformen

Social Media in der Lehre und in Projekten (6 AE)

Themenbereich III: Lehrveranstaltungen planen und vorbereiten

Teaching in a culturally diverse environment (8 AE)

Meine Ressourcen aktiv nutzen - Effektiv und aufmerksam durch den Arbeitsalltag (16 AE)

Themenbereich IV: Lehrveranstaltungen durchführen

Erfolgreich lehren und lernen durch handlungsorientierte Methoden (8 AE)

Damit die Stimme stimmt (8 AE)

Themenbereich V: Lehrveranstaltungen durchführen

Evaluation und Feedbackverfahren (8 AE)

Themenbereich VI: Studierende beraten

Beratungsgespräche effektiv durchführen (8 AE)

Schreibkompetenz vielfältig unterstützen (16 AE)

Themenbereich VII: Studierende prüfen

Leistungsnachweise auf dem Prüfstand (16 AE)

Haus- und Abschlussarbeiten didaktisch gut anleiten und effizient korrigieren (8 AE)

Modul III

Did an online course about supporting writing competency ("Schreibkompetenz medial unterstützen. Ein Online-Workshop zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben."). You find my final report here (in German).

I. Ich als Lehrperson

Mein Rollenverständnis als Lehrperson ist, dass ich Lehre als ein Angebot sehe. Die Studierenden können dieses Angebot annehmen oder nicht. In meiner Rolle als Lehrperson versuche ich das Lehrangebot so annehmbar wie möglich zu gestalten — d.h., so interessant, nützlich und gut strukturiert wie möglich — ohne dem Lehrangebot (und damit sowohl mir als auch den Studierenden) durch Vereinfachung/"dumbing down" den Wert zu nehmen.

Ein wichtiger Aspekt, den ich explizit in der ersten Veranstaltung betone, ist, dass ich zwar eine Lehrperson bin, aber kein Lehrer. Die Lehre ist nicht meine alleinige Aufgabe, noch werde ich als Angestellter eines mit der Universität eng kooperierenden Forschungsinstitutes für meine Lehrtätigkeit bezahlt. Streng genommen investiere ich Zeit und Energie auf Kosten meiner akademischen Karriere (insb. was Publikationen und Drittmittelakquise betrifft).

Ich mache dies nicht nur, weil eine gewisse Menge an Semesterwochenstunden (unabhängig von ihrer Qualität) Teil der Habilitationsvoraussetzungen sind, sondern weil ich trotz "publish-or-persish" die Lehre als eine wichtige Aufgabe und Teil meines Selbstbildes als Wissenschaftlers sehe. Als Wissenschaftler habe ich eine Verantwortung dem wissenschaftlichen Nachwuchs gegenüber. Die nächste Generation von Wissenschaftlern/innen sollte mindestens ebenso gut, wenn nicht sogar besser, ausgebildet sein, als die gegenwärtige. Das kommt auch mir zu Gute — neben einen vielleicht schwerer nachweisbaren gesellschaftlichen Nutzen leisten gut ausgebildete Studierende bessere Arbeit als studentische Hilfskräfte, in (publizierbaren) Abschlussarbeiten, sowie als spätere Doktoranden/innen und Kollegen/innen.

Dieses Investment bedeutet aber auch — im Sinne von Lehre als Angebot — dass ich im Gegenzug Professionalität von den Studierenden erwarte. Unabhängig davon, dass der Bachelorstudiengang verschult ist, studieren ist etwas anderes als zur Schule gehen. Lernen ist der Beruf der Studierenden. Ich bezahle die Studierenden mit meiner Zeit und Aufmerksamkeit für die Ausbildung, der Staat (und damit alle Steuerzahler) mit den notwendigen Strukturen und Materialien. Entsprechend erwarte ich Professionalität, v.a. im Sinne von Eigeninitiative, Engagement und Feedback — und dieses Verhalten beziehe ich auch in die Notengebung mit ein.

Bezüglich meines Lehrstils bevorzuge ich eine gute Mischung aus Instruktion/Vermittlung und Konstruktion/Aneignung. Dies bedeutet am Anfang stärker Instruktion im Sinne von Vorträgen, vor allem um den Rahmen abzustecken und die Voraussetzungen/Lehrziele zu klären, im Verlauf des Kurses dann eigene Vorträge der Studierenden oder (angeleitete) Gruppenarbeiten mit Aufgaben, die als Einzelperson nicht (in angemessener Zeit) bearbeitbar sind. Insbesondere den Vorträgen der Studierenden kommt eine wichtige Rolle zu und die Studierenden erhalten differenziert Feedback, sowohl vom Kurs (über qualitative Referatbewertungszettel) als auch von mir. Vorträge sind eine Schlüsselqualifikation von Psychologen/innen und ein guter Vortragsstil ist notwendig in fast jedem späteren Beruf als Psychologe/in. Gruppenarbeiten müssen über das hinausgehen, was man als Einzelperson auch alleine lösen kann. Sie sind kein Selbstzweck. Für bestimmte Tätigkeiten, z.B. das Design einer App basierend auf einer psychologischen Theorie, bieten sich Gruppenarbeiten aber an. Die Aufgabe kann man nur schwer alleine bearbeiten. Aufgaben, welche die Studierenden auch alleine und unabhängig von Feedback lösen können, z.B. die Einarbeitung in Themen die relevant aber nicht zentral sind, lasse ich lieber als individuelle Arbeit außerhalb des Kurses bearbeiten. Auch hier ist es ein Angebot (z.B. Bücher über wissenschaftliches Schreiben, Vortragsstile, etc.), welches die Studierende annehmen können oder nicht.

Ich denke meine Stärken als Lehrperson liegen vor allem im Vortragen, in der differenzierten Rückmeldung zu den Vorträgen der Studierenden, und im Erstellen eines Seminarkonzeptes, das die Entwicklung von Fertigkeiten in einen weiten Bereich unterstützt (z.B. Erwerb und Vortragen von fachlichen Wissen über Vorträge der Studierenden, kritische Auseinandersetzung mit bestehendem Wissen über ein Peer-Review, Anwendung von psychologischen Theorien über das Design einer App, wissenschaftliche Überprüfung von Theorien/Hypothesen über das Schreiben eines Methodenteils zu dieser App in der Klausur).

Entwicklungsbedarf sehe ich vor allem darin, die Sachen, die ich derzeit mit vorheriger Erinnerung und Konzentration mache, zur Routine werden zu lassen. Wenn diese Routine eintritt, werden kognitive Ressourcen für andere Dinge frei. Das ist aber etwas, was vor allem durch Übung eintritt.

II. Meine Lehre

Als meine zentralen Lehraufgaben sehe ich vor allem den Studierenden Lehrangebote zu machen, die sie (möglichst) nicht ablehnen können.

Grundsätzlich heißt dies, Interesse für das Thema zu wecken, indem ich die Bedeutung des Themas herausstelle und mit ihrem gegenwärtigen oder zukünftigen Leben verknüpfe, Struktur und Transparenz zu schaffen, und zu einer guten Lernsituation beitrage (im Sinne einer von Neugier, Vertrauen und Kooperation geprägten Atmosphäre). Das ist allerdings nur die Rahmenbedingung.

Der Fokus liegt auf den Inhalten und den mit ihrem Erwerb einhergehenden Kompetenzen. D.h. meine Lehraufgabe ist, wissenschaftlich kompetent in dem Themengebiet zu sein (was auch bedeuten kann, klar aufzuzeigen, welche Fragen noch ungeklärt sind bzw. wo ein intensiver Diskurs geführt wird) und dafür zu sorgen, dass diese Inhalte von den Studierenden gelernt werden können. Dazu gehört u.a. die Auseinandersetzung mit den Inhalten in einer ausreichenden Verarbeitungstiefe und das differenzierte Geben von Feedback zu den Inhalten und dem Vortragsstil von Referaten, Wortbeiträgen, etc. Eine weitere Aufgabe ist, meinen Lehrstil kontinuierlich zu verbessern. Dafür lege ich die selben Kriterien an, die ich auch bei den Studierenden erwarte: Meine Vorträge und die Veranstaltungen selbst werden ebenfalls von den Studierenden bewertet.

Erreichen möchte ich, dass Studierende Wissen erwerben, verstehen, anwenden und weiter entwickeln können. Sie sollen in die Lage versetzt werden, inhaltlich fundierte Aussagen zu machen, auf Basis bestehenden Wissen Schlussfolgerungen zu ziehen, sich neue Inhalte selbst zu erarbeiten und kritisch zu denken/wissenschaftliche Befunde zu hinterfragen. Dies soll sie für das Fach selbst, als auch für einen guten Teil später möglicher Berufe, qualifizieren. Über das Fach hinaus sollen sie gesellschaftsrelevante Fertigkeiten erwerben (z.B. kritisches Denken), um ihrer Verantwortung als Psychologen/innen gerecht zu werden (ihre Aussagen haben ein anderes Gewicht als Personen ohne diese Ausbildung). Darüber hinaus ist mir die Vermittlung von "Hilfsfertigkeiten" wichtig. Viele für das Studium und für die spätere Arbeit sehr hilfreiche Fertigkeiten/Wissen wird in der Universität nicht explizit vermittelt (z.B. Lernstrategien, Vortragsstil, technische Fertigkeiten wie das Einstellen des Präsentationsmodus bei PowerPoint oder Keynote, wissenschaftliches Schreiben, etc.). Ich sehe es als meine Aufgabe hier Hilfestellung zu geben, soweit dies zeitlich möglich ist.

Von der Didaktik her denke ich — über die bisher angesprochen Punkte hinaus — dass Studierende sich viele Dinge selbst (angeleitet) erarbeiten sollten. Die Aufgaben sollten herausfordernd und bedeutungsvoll sein ("hard fun"/"serious fun") und Methoden sollten nicht als Selbstzweck sondern immer speziell für die angestrebten Ziele eingesetzt werden.

Entsprechend sind Studierende in die Lehre stark mit einbezogen. Zwar nicht bei der Themenwahl (die muss mit meinen Forschungsinteressen korrespondieren, da ich in dem Thema kompetent sein muss und meine Zeit begrenzt ist), aber bei der Erarbeitung der Inhalte. Sie arbeiten sich in die Themen selbst ein (mit Literaturvorgaben) und haben die Möglichkeit, vor ihrem Vortrag Rückfragen zu stellen. Die Studierenden geben den Vortragenden Feedback und erhalten dies entsprechend auch.

Über die Lehre spreche ich mit den Studierenden (Feedback nach der Stunde, zu Beginn und am Ende des Kurses), selten mit Freunden, mit Kollegen/innen nur, wenn wir die Veranstaltung gemeinsam geben, und (inhaltlich) nie mit meinen Vorgesetzten. (Gute) Lehre und die Verbesserung von Lehre hat leider nicht überall einen Wert. Trotzdem reichen die Rückmeldung und die Reflexion über die Lehrerfahrungen aus um meine Lehre beständig weiter zu entwickeln.

Das die Verbesserung von/gute Lehre nicht überall einen Wert hat, sehe ich mit als größtes Problem. Wir haben in der Wissenschaft leider eine "publish-or-perish" Kultur mit sehr hohem Druck auf die Postdoktoranden. Entweder man habilitiert sich in kurzer Zeit mit einer Leistung, die einem eine Berufung ermöglicht, oder man scheidet aus dem Wissenschaftssystem aus und hat eine sehr ungewisse Zukunft. Entsprechend ist der Fokus auf unmittelbar für Publikationen nutzbare Tätigkeiten — und dazu gehört die Lehre in den Augen vieler leider nicht (siehe allerdings "Ich als Lehrperson" für meine Perspektive). Entsprechend stiefmütterlich wird die Lehre behandelt: Es gibt keine Mindestqualität von Lehre als Voraussetzung für die Habilitation und Zeit für die Lehre wird oft als Verschwendung gesehen. Auch gibt es keine Ausbildung für die Lehre, es wird — in meinen Augen naiver Weise — angenommen, dass man als Doktorand/in, Postdoktorand/in, oder Professor/in ohne Probleme eine Lehrveranstaltung durchführen kann. Im Idealfall kann man vorher in Lehrveranstaltungen anderer Personen mitwirken und Erfahrungen sammeln.